Cívitas

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Cívitas (Plural: Civitates), wörtlich „Bürgerschaft“, ist das lateinische Wort für eine Verwaltungseinheit der mittleren Ebene, etwa vergleichbar mit einem Regierungsbezirk. Die Civitates wurden meistens nach ihrem Hauptort benannt. Typisch für Civitas-Hauptorte sind repräsentative öffentliche Bauten wie Forum, Basilika (Verwaltungsgebäude am Forum), Theater, Tempel, Bäder, Wasserleitungen und Raststationen (mansiones). Oft waren an solchen Orten zumindest in ihrer Entstehungszeit wichtige militärische Einheiten, etwa Reitereinheiten (Alen), stationiert. Manche Civitas-Hauptorte wie etwa das römische Rottweil waren zugleich Municipia, einige waren sogar Kolonien.


Spätrömische Zeit

In der Spätantike wurden die Civitas-Hauptorte oft Bischofssitze, da die kirchliche Hierarchie im Westen sich nach dem Ende der Christenverfolgungen im 4. Jahrhundert nicht selten an staatliche Strukturen anlehnte. Teilweise haben so die Grenzen der Diözesen über die Stürme der Völkerwanderungszeit hinweg die alten Civitas-Grenzen konserviert. Ein Beispiel dafür ist in Deutschland das relativ kleine (und im frühen 19. Jahrhundert schließlich aufgelöste) Bistum Worms (lateinisch Borbetomagus), dessen Gebiet offenbar dem der alten Wormser Civitas entsprach.


Civitates in der Provinz Germania Superior

  • Ladenburg (lateinisch Lopodunum) = Civitas Ulpia Sueborum Nicretum (nach den Neckarsueben);
  • Wimpfen = Civitas Alisinensium;
  • Cannstatt (?) = Civitas Aurelia G... (Theorie von C. S. Sommer);
  • Rottenburg (lateinisch Sumelocenna) = Civitas Sumelocennensis;
  • Rottweil (lateinisch Arae Flaviae)
  • Baden-Baden (lateinisch Aquae) = Civitas Aquensis;
  • Mainz (lateinisch Mogontiacum) = Civitas Aresacium;
  • Worms (lateinisch Borbetomagus) = Civitas Vangionum (nach den Vangionen);
  • Speyer (lateinisch Noviomagus) = Civitas Nemetum (nach den Nemetern);
  • Wiesbaden (lateinisch Aquae Mattiacorum) = Civitas Mattiacorum (nach den Mattiakern);
  • Frankfurt am Main - Heddernheim (lateinisch Nida) = Civitas Taunensium;
  • Dieburg (lateinisch Med... Rest des Namens unbekannt) = Civitas Auderiensium

C. S. Sommer betrachtet auch das schweizerische Schleitheim (Iuliomagus) bei Schaffhausen an der von Windisch AG (Vindonissa) kommenden Süd-Nord-Straße als Zentrum einer Civitas. Hauptargument dafür ist die geographische Lage, eindeutige Funde fehlen dort bisher, ein recht großes römisches Bad belegt aber die Bedeutung der Siedlung, die mindestens ein Vicus (Kleinstadt) war.

Nach der Entdeckung eines repräsentativen Verwaltungsgebäudes in Heidenheim an der Brenz (Civitas Aquileia) Ende der 1990er Jahre wird diskutiert, ob auch diese Stadt den Rang einer Civitas hatte. Dafür wird angeführt:

  1. die Lage an einem Knotenpunkt von fünf Römerstraßen,
  2. die Größe der Siedlung von mindestens 15, eher 20 Hektar,
  3. die bedeutende Garnison der ala II flavia milliaria, einer Einheit mit über 1000 Pferden, die dann aber um 159 n. Chr. in das heutige Aalen verlegt wurde, und
  4. die räumliche Distanz zu anderen Civitas-Hauptorten.

Ein Verwaltungzentrum an diese Stelle wäre insofern logisch und sinnvoll gewesen.

Auch das römische Pforzheim (lateinisch portus) kann zeitweilig Hauptort einer Civitas gewesen sein. Hier wurden im 3. Jahrhundert repräsentative Gebäude errichtet, und es liegt kein anderer Civitas-Hauptort in der näheren Umgebung.

Es ist nicht unwahrscheinlich, dass im heutigen Baden-Württemberg einige weitere Civitates bestanden, vor allem im Oberrheingebiet und in Oberschwaben, deren römische Vergangenheit schlechter erforscht ist als die der näher am Limes gelegenen Gebiete weiter nördlich. Falls dort keine weiteren Civitates bestanden haben sollten, müssten für die bekannten Civitates sehr weite und wenig harmonische Grenzen angenommen werden.


Civitates der Westslawen

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Der Begriff der Begriff der civitas wird von der deutschen mittelalterlichen Ethnographie auch verwendet um Siedlungseinheiten der Slawen zu beschreiben (z.B. Baierischer Geograph). Dabei ist oft unklar, mit welcher Bedeutung der mittelalterliche Schreiber den Begriff verwendet. In der wissenschaftlichen Diskussion existieren mehrere Deutungen:

- ein Siedlungsgefilde, in dem sich eine gentilgesellschaftlich organisierte Gruppe slawischer Siedler niedergelassen hat

- ein frühfeudal organisiertes Siedlungsgefilde mit einem politischen und militärischem Zentrum in Form einer Hauptburg

- eine frühstädtische Siedlung, oft befestigt, in der eine nicht vorrangig landwirtschaftlich tätige Bevölkerung lebt

- Grenzbezirke slawischer Stammesgebiete, die die zentrale Gefildelandschaft umschließen und primär militärische Aufgaben erfüllen

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