Marcus Vipsanius Agrippa

Marcus Vipsanius Agrippa (* 63 v. Chr., eventuell schon 64 v. Chr. in Dalmatien, † 12 v. Chr. in Kampanien) war ein römischer Feldherr und Politiker und ein enger Vertrauter des Augustus.

Der junge Agrippa

Agrippa (der von aegre partus, „unter Schwierigkeit geboren“, abgeleitete Name bezieht sich darauf, dass er mit den Füßen voran auf die Welt kam) stammte aus einer zur Zeit der römischen Republik völlig unbedeutenden Familie; seinen Gentilnamen Vipsanius ließ er stets fort. Er lernte als junger Mann den etwa gleichaltrigen Gaius Octavius, den späteren Octavian/Augustus, auf der Rhetorenschule in Rom kennen.

Nach der Ermordung Gaius Iulius Caesars kehrten die beiden aus Apollonia nach Rom zurück. Seine Laufbahn begann Agrippa mit der Anklage des Cassius als Mörder Caesars. Agrippa kämpfte in den Bürgerkriegen auf der Seite seines Freundes Octavian und war 39/38 v. Chr. Statthalter des jenseitigen Gallien.


Agrippa in Gallien

Während einer seiner beiden Statthalterschaften (39/38 und 20/19 v. Chr.) schuf Agrippa das gallische Straßennetz mit dem Ausgangspunkt Lugdunum (Lyon), ohne das schnelle Truppenbewegungen nicht möglich gewesen wären. Die westliche Fernstraße führte an den Atlantik, der nördliche Straßenzug teilte sich auf dem Plateau von Langres in eine in nordwestlicher Richtung an der Kanalküste bei Gesoriacum (Boulogne) ankommenden Straße und eine andere, über Metz, Trier und Köln an den Rhein führenden Straßenzug. Diese neuen Fernstraßen, besonders die an den Rhein führende Straße, wurden das logistische Rückgrat der damals noch im Inneren Galliens stationierten Truppenkontingente.

Agrippa als Admiral

Nach seiner Rückkehr aus Gallien baute Agrippa für Octavian eine Flotte auf, mit der er 36 v. Chr. in der Seeschlacht bei Naulochoi über Sextus Pompeius siegte, ebenso wie 31 v. Chr. bei Actium über die Flotten von Marcus Antonius und Kleopatra. Für beide Siege wurde Agrippa hoch geehrt: er erhielt eine Schiffskrone (corona rostrata) und ein meerblaues Banner (vexillum caeruleum).


Agrippa als Nachfolgekandidat

Agrippa, der dreimal Konsul wurde (37, 28 und 27 v. Chr.), blieb der engste Vertraute des seit 27 v. Chr. Augustus genannten Octavian. In dritter Ehe heiratete er (nach Caecilia Attica, einer Tochter des Titus Pomponius Atticus, und Claudia Marcella, einer Schwester des Marcellus) Augustus' Tochter Julia; aus der Ehe gingen fünf Kinder hervor. Durch die Verleihung des imperium für das gesamte Reich und der tribunicia potestas wurde Agrippa als Vertreter des Augustus und dessen mutmaßlicher Nachfolger herausgestellt. Er war im Auftrag des Augustus von 23 bis 21 v. Chr. im Osten des Reiches tätig. Anschließend war er von 20 bis 18 v. Chr. im Westen, in Spanien und Gallien. Von 17 bis 13 v. Chr. übernahm Agrippa wieder die Oberaufsicht über die östlichen Provinzen; 13 v. Chr. kämpfte er in Illyrien gegen aufständische Stämme.

Agrippa starb überraschend schon 12 v. Chr., zweieinhalb Jahrzehnte vor dem oft kranken Augustus.


Bauwerke

Agrippa ließ in Rom zahlreiche Bauten errichten, unter anderem Aquädukte, Thermen und das ursprüngliche Pantheon. In Emerita Augusta (Mérida in Spanien) ließ er ein Amphitheater erbauen, in Nemausus (Nîmes) einen Tempel, die Maison Carrée, zum Andenken an seine früh verstorbenen Söhne.


Literatur

  • Werner Eck: Marcus Agrippa – der selbstbewußte Parteigänger des Augustus. In: Karl-Joachim Hölkeskamp, Elke Stein-Hölkeskamp (Hrsg.): Von Romulus zu Augustus. Große Gestalten der römischen Republik. Beck, München 2000. S. 352–364. ISBN 3-406-46697-4
  • Jean Michel Roddaz: Marcus Agrippa. École française, Rom 1984. ISBN 2-7283-0069-0 (z. T. fälschlicherweise ISBN 2-7283-0000-0)
  • Meyer Reinhold: Marcus Agrippa. A biography. The W. F. Humphrey Press: Geneva, New York 1933.

Weblinks



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