Alkithoe

Alkithoë (Αλκιθόη oder Αλκαθόη),

Tochter des Minyas im böotischen Orchomenos, Schwester der Leukippe und Arsippe (Aristippe Aelian; Arsinoe Plutarch). Als der Dionysosdienst in Böotien sich verbreitete, und alle Frauen und Jungfrauen von Orchomenos zu Ehren des Gottes in den Bergen umherschwärmten, hielten sich Alkithoe und ihre Schwestern fern vom Feste, da sie die Göttlichkeit des Dionysos, des Sohnes der Thebanerin Semele, nicht anerkennen wollten, und saßen ruhig zu Hause in emsiger Arbeit am Spinnrocken und Webebaum. Sie schafften den ganzen Tag bis zur Abenddämmerung. Da ertönte plötzlich durch das Haus der Schall von Flöten und Pauken, Epheu und Weinranken umgrünten die Webstühle, und die Fäden am Spinnrocken wandelten sich in Reben; das Haus bebt, flammende Fackeln durchleuchten die Räume, und Scharen von wilden Tieren stürmen heulend umher. Von Schrecken erfasst, eilten die Frauen davon und suchten sich in dunkeln Winkeln zu bergen; sie waren in lichtscheue Fledermäuse verwandelt. Ov. Met. 4, 1—41. 389—415. Bei Anton. Lib. 10 hatte Dionysos selbst in Gestalt einer Jungfrau die Schwestern zur Teilnahme an der Festesfeier aufgefordert; da sie aber nicht folgten, wandelte er sich im Zorn in einen Stier, Löwen und Panther, und Nektar und Milch floß aus den Bäumen der Webstühle. Da wurden die Schwestern von Wahnsinn und von Begierde nach Menschenfleisch ergriffen, sie losten um die Ehre, dem Gott ein Opfer zu bringen. Das Los traf die Leukippe, und diese gab ihren zarten Sohn Hippasos zum Zerfleischen hin. Dann stürzten sie aus dem Hause und schweiften in wilder Wut in den Bergen umher, bis Hermes sie in Nachtvögel verwandelte, d. h. in eine Fledermaus, eine Eule und einen Uhu. Vgl. Aelian. V. H. 3, 42. Plut. Quaest. gr. 38. Plutarch knüpft an diesen Mythus den zu Orchomenos bis in späte Zeiten dauernden Brauch, daß an dem Feste der Agrionien der Priester des Dionysos Jungfrauen aus dem Geschlechte des Minyas mit gezücktem Schwerte verfolgte und die, welche er erreichte, töten durfte. Buttmann, Mythol. 2, 201 f. Müller, Orchom. 166 f. Welcher, Tril. 591. A. Denkm. 3, 138 ff. Preller, gr. Myth. 1, 567. Gerhard, gr. Myth. 1 § 454, 4

Lexikon der Griechischen Mythologie

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