Späthelladikum

Der Ausdruck Späthelladikum (oder Späthelladische Periode oder späthelladisch) bezeichnet die Späte Bronzezeit des griechischen Festlands. Zeitlich deckt diese Periode die Zeit von ca. 1600 v. Chr. bis ca. 1050 v. Chr. ab. Sie entspricht damit der Mykenischen Zeit.

Das Späthelladikum wird in folgende Abschnitte unterteilt:




Späthelladisch I (abgekürzt: SH I): ca. 1600 - 1500 v. Chr.

Späthelladisch II (SH II): ca. 1500 - 1400 v. Chr.

Späthelladisch III A (SH IIIA): ca. 1400 - 1300 v. Chr.

Späthelladisch III B (SH IIIB): ca. 1300 - 1190 v. Chr.

Späthelladisch III C (SH IIIC): ca. 1190 - 1050 v. Chr.


Innerhalb dieser Abschnitte gibt es weitere Unterteilungen, die anhand der Mykenischen Keramik unterschieden worden sind, z. B. SH IIA oder SH IIIC mittel.

Das Späthelladikum steht ganz unter dem Zeichen der mykenischen Kultur, der ersten Hochkultur des Europäischen Festlands. Im Gegensatz zu den Trägern der minoischen Kultur sprechen die Bewohner des griechischen Festlands (eine alte Form von) Griechisch.

Die mykenische Kultur tritt fast unvermittelt kurz vor 1600 hervor in Form von sehr reich ausgestatteten Schachtgräbern in Mykene. Auch in anderen Gegenden Griechenlands werden Tote bald mit sehr reichen Grabbeigaben bestattet. Außerdem tritt zu Beginn des Späthelladikums erstmals mykenische Keramik auf. Sie ist hellgrundig mit schwarzfiguriger Bemalung. Sie löst die mittelhelladische graue minysche Ware ab, die allerdings in SH I noch vorkommt.

Zunächst sehr starker "minoischer" Einfluss. Kontakte gibt es aber nicht nur mit Kreta sondern auch mit Ägypten. In SH II werden die Schachtgräber teilweise von Tholos-Gräbern abgelöst. In dieser Phase wird Kreta von mykenischen Griechen erobert, so dass die Träger der mykenischen Kultur die ganze Inselwelt und Milet an der kleinasiatischen Westküste kontrollieren. In Griechenland entstand die Linear-B-Schrift, die sich aus der kretischen Linear-A-Schrift ableitet.

Kurz nach 1200 v. Chr. (zu Beginn von SH III C) werden viele Siedlungen, vor allem die Oberstädte der mykenischen Zentren, zerstört. Die Gesellschaftsstrukturen, bei denen von den mykenischen Palast die gesamte Wirtschaft koordiniert und kontrolliert wurde (Palastwirtschaft), brachen zusammen. Weiterhin scheint es in der Folge gewichtige demographische Veränderungen gegeben zu haben. Einige Siedlungen oder Landstriche wurden ganz verlassen (z. B. Pylos), bei anderen nimmt die Bevölkerung sogar ab. Anderenorts scheint die Bevölkerung in SH III C sogar zugenommen zu haben (Tiryns). Im Laufe der Phase SH III C entstanden Siedlungen an unwirtlichen, aber gut geschützten Orten. Ferner gab es in dieser Phase lokal immer wieder Zerstörungen. Offenbar war das 12. Jh. Chr. in Griechenland eine sehr unruhige und unsichere Zeit. Die Ursachen für diese Umwälzungen sind nach wie vor umstritten und letztlich ungeklärt. Die früher oft vertretene Theorie, die eine massive gewaltsame Einwanderung der Dorer (s. Dorische Wanderung) für die Zerstörungen am Übergang von SH III B zu C verantwortlich machte, kann aber ziemlich sicher ausgeschlossen werden. Denn in der Phase SH III C setzt sich die mykenische Kultur - wenn auch auf niedrigerem Neveau - eindeutig fort. Vor allem in der mykenischen Keramik wird die Tradition bruchlos fortgesetzt.

Zwischen ca. 1075 und 1050 v. Chr. geht die Periode SH III C in Submykenische Periode und dann in die Protogeometrische Periode über. Ab dieser Zeit (11. Jh. v. Chr.) kommt die Eisenverarbeitung in Griechenland stärker auf. Daher wird der Beginn der Protogeometrischen Periode auch als Beginn der Eisenzeit Griechenlands definiert. Vermutlich wanderten während dieser Übergangsphase die Dorer nach Mittel- und Südgriechenland.

siehe auch: Mykenische Zeit

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