Phalanx

Als Phalanx bezeichnet man eine Schlachtreihe, wie sie insbesondere im antiken griechischen Kulturkreis im Gefecht üblich war. Das Wort wurde im 18. Jahrhundert aus dem Lateinischen übernommen und entstammt dem griechischen phálagx, womit eine Schlachtreihe gemeint war. Ursprünglich bezeichnete man mit dem griechischen Wort eine Walze oder einen Balken.

Hopliten, Chigi Vase c. 625 v. Chr.

Phalanx beim Manövrieren oder Formieren

Die Phalanx leitete im griechischen Altertum den Übergang von Einzel- zu Formationskämpfen ein. Die Phalanx wurde wahrscheinlich von den Spartanern im 7. Jahrhundert v. Chr. erfunden. Sie bestand aus gepanzerten Hopliten, die mit einer etwa zwei Meter langen Lanze bewaffnet waren. Die Phalanx war eine geschlossene, lineare Formation, die sich aus mehreren Reihen von Hopliten zusammensetzte.

Normalerweise gleichmäßig 8 Reihen tief, wurde sie vom Thebaner Epameinondas zu einer neuartigen Schlachtordnung, der "schiefen Schlachtordnung", umgestaltet. Das Problem bei der linearen Aufstellung war, dass jeder Phalangit sich für seine rechte Seite auf den Schutz des Schildes seines rechten Nebenmannes verlassen musste. Deshalb verzogen sich die Phalangen und prallten nicht parallel aufeinander. Im Ergebnis siegte so meist der rechte Flügel. Epameinondas nutzte dieses Wissen, in dem er den schwachen linken Flügel 50 Mann tief mit Elitetruppen gegenüber 12 Mann tief bei seinem Gegner staffelte. Damit konnte er die Schwäche des linken Flügels mehr als kompensieren und errang einen vernichtenden Erfolg.

Die nächste Weiterentwicklung der Phalanx geschah unter dem makedonischen König Philipp II.. Die militärischen Erfolge der Makedonen im 4. Jahrhundert v. Chr. wurden zu einem nicht unerheblichen Teil durch ihre Verbesserung der Phalanx-Taktik begründet. Die makedonischen Phalangiten trugen lediglich leichte Rüstungen, wodurch sich das makedonische Heeresaufgebot stark vergrößerte, da jeder Kämpfer für seine Ausrüstung selbst aufkommen musste. Zudem verwendete ein Teil der Makedonen (pezhetairoi) eine ungefähr vier Meter lange Lanze, die Sarissa. In den kriegerischen Auseinandersetzungen mit den anderen griechischen Stämmen waren die Makedonen dadurch meist überlegen. Damit sich gestürzte Gegner nicht wieder aufrichten konnten, stachen die hinteren Reihen der Pezhetairen beim Vorrücken mit dem ebenfalls spitzen, unteren Ende ihrer Sarissa auf sie ein. Nach dem Tode Alexanders 323 v. Chr. entbrannten die Diadochenkriege, in denen Sarissen mit einer Länge von bis zu 7 Metern zum Einsatz kamen.

Makedonische Phalanx, P. Connolly, The Greek armies, 1978.

Makedonische Phalanx

Die Kampfweise in einer Phalanx erforderte eine äußerst hohe Disziplin. Ließ ein Phalangit seine Lanze fallen, konnte dies die Niederlage der gesamten Formation nach sich ziehen. Die Phalangiten in den hinteren Reihen hatten ein stark eingeschränktes Sichtfeld und konnten nur ihre Vordermänner sehen, weshalb der Tod im Kampf für sie stets überraschend kam. Flötenspieler gaben der Phalanx das Marschtempo vor. Die Phalangiten setzten ihre linke Schulter bzw. ihren Schild dazu ein, um ihren Vordermann anzuschieben, wobei manche zu Boden fielen und von ihren eigenen Kameraden zu Tode getrampelt wurden. War es einem gegnerischen Schwertkämpfer gelungen, in eine Phalanx einzudringen, griff er ungehindert die empfindlichsten Körperteile der Phalangiten an, wobei es sich um die Gliedmaßen und die Genitalien handelte. Eine Flucht aus einer Phalanx war nahezu unmöglich. Blieb eine Phalanx jedoch intakt, richtete sie schwere Verluste an.

Ähnlich wie zunächst die Griechen kämpften die Römer in der Schlacht in zahlreichen Einzelkämpfen. Unter griechischem Einfluss gingen die Römer im Zuge der Servianischen Heeresreform dazu über, in geschlossener Schlachtreihe zu kämpfen. Bei ihnen war die Phalanx als Classis bekannt. Die Classis war nach der Panzerung und Bewaffnung der Soldaten gestaffelt, mit den schwer gepanzerten Kämpfern in den ersten Reihen und den leicht gepanzerten in den letzten Reihen. Mit ihren großen Schilden bildeten die Römer oftmals spezielle Formationen wie die "Schildkröte". Bis zum Untergang des Römischen Reiches kämpften die römischen Legionäre in geschlossener Schlachtreihe. Im Kampf gegen griechische Phalanx-Formationen waren die römischen Truppen meist überlegen, da ihre Schlachtordnung aufgrund der kleineren Formationen flexibler war. Die Römer warfen zunächst auf eine bestimmte Stelle der Phalanx ihre Wurfspeere (Pila), und stürmten dann mit gezücktem Kurzschwert (Gladius) in die so erzeugte Lücke.

Von der Völkerwanderungszeit bis zum Spätmittelalter kämpfte man in Europa nicht mehr in einer mit der Phalanx vergleichbaren Schlachtreihe. Die Schlachten wurden wie in griechischer und römischer Frühzeit in zahlreichen Einzelkämpfen ausgetragen. Erst im 15. Jahrhundert ging man von der Schweiz ausgehend in großen Teilen Europas dazu über, im Gefecht tief gestaffelte Pikenier-Formationen zu bilden. Abgelöst wurden diese gegen Ende des 17. Jahrhunderts durch Formationen, die ausschließlich aus Musketenschützen bestanden. Diese Lineartaktik unter Verwendung von Feuerwaffen lässt sich als neuzeitliche Weiterentwicklung der Phalanx betrachten. Mit der drastischen Weiterentwicklung der Waffentechnik im 19. Jahrhundert wurde der Kampf in Schlachtreihe weitestgehend aufgegeben.

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