Logos (griech. Λόγος, »Wort«, »Sprache«) bezieht sich auf alle durch die Sprache dargestellten Äußerungen der Vernunft. Logos hat ein weites Bedeutungsspektrum, das von Wort, Sprache, oder Rede bis hin zu Beweis oder Lehrsatz reicht. Die Wissenschaft der Logik leitet sich davon ab.

In der klassischen Rhetorik nach Aristoteles bezeichnet Logos eine der drei Arten der Überzeugung, nämlich die durch Folgerichtigkeit und Beweisführung. Die anderen beiden sind Ethos (Autorität und Glaubwürdigkeit des Sprechers) und Pathos (rednerische Gewalt und emotionaler Appell).

Entwicklung

Der logos bedeutet in der griechischen Grammatik erst einmal »(geschriebene) Rede« im Sinne ihres materiellen Gehaltes von Buchstaben, Wörtern, Syntagmen und Sätzen, in der griechischen Rhetorik dann »(gesprochene) Rede« im Sinne ihres Inhaltes. (vgl. Hoffmeister).

In der griechischen Philosophie findet sich der Terminus bei Heraklit als eine die Welt durchwirkende (oder über den Göttern angesiedelte) Gesetzmäßigkeit. Platon abstrahiert den Ausdruck logos dann so weit, dass er mit der Bedeutung »Darstellung« oder »Erklärung« als philosophisches Vokabular nutzbar wird, jedoch ohne an zentraler Position eine Rolle zu spielen. Bei Aristoteles wird er sodann zur »Definition«.

Die Stoa sieht dann im Λόγος das Vernunftprinzip des Weltalls. Der logos ist der ruhende Ursprung, aus dem alle Tätigkeit hervorgeht. Er konstituiert somit sowohl die »Kausalität« als Ursache-Wirkung-Prinzip, als auch eine hiervon angeleitete, dem alttestamentlichen Tun-Ergehen-Zusammenhang nicht unähnliches sittliches Prinzip.

Im daran anknüpfenden Hellenistischen Judentum bezeichnete logos den von Ewigkeit her gedachten Weltgedanken Gottes, der bei der Schöpfung aus Gott herausgetreten sei, den sogen. Sohn Gottes, den Abglanz der göttlichen Vollkommenheit, das beim Schöpfungswerk beteiligte Mittelwesen zwischen Gott und Welt. Als logos spermatikos ("Seelenfünklein") ist er in jedem beseelten oder vernunftbegabten Wesen von Gottes Schöpfung anzutreffen.

Ebenfalls an die Stoa anknüpfend wird logos dann bei Johannes zum »Wort Gottes«. Das Johannesevangelium beginnt mit den Worten: »Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott [...]«, womit der Λόγος schon eng an die Gottheit gebunden, als deren Attribut oder Ausfluss (Emanation) - führt dann aber fort » [...] und Gott war das Wort« (Joh 1,1), was als der Beginn des Aufbaus einer Christologie, auch als der Beginn der die Geschichte der Alten Kirche durchziehenden Thematiken mit der Frage der Trinität und der Frage der Wesensgleichheit im Mittelpunkt gesehen werden kann. Denn mit » [...] und das Wort ward Fleisch« setzt Johannes den Λόγος mit Christus gleich (Inkarnation).

In der Neuzeit ist logos noch im Sinne von »Vernunft« im weiteren Gebrauch. Der abgeleitete Terminus Logik jedoch bildet sowohl eine Sparte innerhalb der Philosophie und der Mathematik, wie er auch weiterhin die »Gesetzhaftigkeit« dargebotener Gedanken und das Vermögen wie auch die Art und Weise, diese zu denken, meinen kann. Hiervon abgeleitet findet sich dann auch die Logistik.

Literatur

siehe auch die Literatur zu den Artikeln Stoa und Johannesevangelium, die hier nicht angegeben wird

  • A. Aall, Der Logos. Geschichte seiner Entwicklung in der griechischen Philosophie; 2 Bde., 1896-99
  • Dillersberger, Das Wort vom Logos; 1935
  • Duncker, Zur Geschichte der christlichen Logoslehre; 1848
  • B. Jendorff, Der Logosbegriff; 1976
  • A. Lieske, Die Theologie der Logosmystik bei Origenes; 1938
  • W. Nestle, Vom Mythos zum Logos; 3. Aufl., 1975
  • K.-H. Volkmann-Schluck, Mythos und Logos; 1969
  • P.K.Y. Woo, Begriffsgeschichtlicher Vergleich zwischen Tao, Eidos und Logos; 1969
  • W. Kelber, Die Logoslehre - Von Heraklit bis Origenes, 1976

Weblinks

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